Was ist ein Trauma ?

Monika Wahle - Kinder-, Jugend- und Familiencoach / Traumatherapeutin (I.B.T.®) Heilpraktikerin auf dem Gebiet der Psychotherapie

Psychoedukation als weiterer, wichtiger Baustein Trauma zu verstehen.


Vereinfacht dargestellt sieht unser Gehirn so aus:

Trauma Gehirn


Das Reptiliengehirn (Hirnstamm)

Verantwortlich für instinktive Reflexe, reines Überleben- Regulation basaler Grundlagen, Herz-Kreislauf, Atmung


Das Säugergehirn (limbisches System)

Verantwortlich für Gefühle, Erinnerung, räumlich-zeitliche Einordnung


Der Neocortex (jüngster Teil)

Verantwortlich für bewusstes Denken, lernen, Sprache, logisches Denken

Das non-deklarative Gedächtnis umfasst größtenteils das limbische System mit der Amygdala (Alarmzentrum (Angst-Flucht-Kampfbereitschaft)) und das Kleinhirn. Emotionale, körperliche Zustände spielen hier eine Rolle. 


Das deklarative Gedächtnis lässt sich im präfrontalen Cortex (kann regulierend auf Amygdala wirken), temporalen Cortex und Hippocampus (räumlich, zeitliche Einordnung von Erlebtem) lokalisieren. Hier wird bewusst erinnert, mit emotionaler Distanz.


Was passiert in einer Hochstresssituation- wie wird man traumatisiert?


Informationen gelangen über Thalamus in das Gehirn— Weiterleitung in Millisekunden an Amygdala (Alarmzentrum)— Bedrohung wird eingeschätzt— eine genauere Auflösung des Erlebten gelangt erst eine Sekunde später zum präfrontalen Cortex. Dieser kann Impulse aus dem limbischen System stoppen oder verstärken-
erste Handlungsimpulse sind nie bewusst!

Schätzt die Amygdala etwas als gefährlich ein, so werden über den Hypothalamus Stresshormone ausgeschüttet. Diese Hormone können wie eine Art „Mauer“ zwischen Amygdala und Hippocampus wirken und somit eine räumlich/zeitlich Einordnung erschweren. Bei lebensbedrohlichem Stress kann der präfrontale Cortex nicht mehr regulierend auf die Amygdala wirken, die „Mauer“ ist zu hoch. 


Wenn Bewältigungsstrategien bei lebensbedrohlichem Stress nicht mehr zum Kämpfen oder Fliehen ausreichen, schaltet der Körper in den Schock-Zustand (Totstellreflex, Dissoziation). Die Erfahrung, die diesen Zustand ausgelöst hat, prallt an die „Mauer“ zwischen Amygdala und Hippocampus und zerbricht im Moment der Dissoziation in einzelne Fragmente. Die Erfahrung fragmentiert. Fragmente können nicht als ganzheitliche Erinnerung im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden. Diese Fragmente bleiben so lange aktiv, bis sie durch traumaintegrative Verfahren zusammengesetzt werden und als bekannte Erinnerung im Langzeitgedächtnis abgelegt werden können. 


Der betroffene, traumatisierte, Mensch kann bei Aktivierung fragmentierter Erinnerungsteile (Flashbacks) nicht unterscheiden, ob die Erinnerung aktuell oder alt ist. Die Aktivierung geschieht durch sogenannte Trigger. Trigger sind Eindrücke, die einem der vielen Fragmenten gleichen. Die Amygdala ist sofort in Alarmbereitschaft. Stresshormone werden ausgeschüttet und die „Mauer“ wächst. Es ist so, als ob das Ereignis JETZT passiert. Gleichzeitig befindet sich der Mensch emotional in dem Alter, in dem die Erfahrung passiert ist. Ressourcen und seit dem Ereignis erlernte Strategien sind in diesem Moment nicht abrufbar (vgl. Boger, Katrin: Integrative Bindungsorientierte Traumatherapie 2022).

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